Nadel sticht in den Arm ©UK NRW | BGW
Stand: 05/2014

P Blutentnahme

Schutz vor Schnitt- und Stichverletzungen bei medizinischer Behandlung

Die Technische Regel für biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 250 schreibt für zahlreiche Tätigkeiten im Gesundheitsdienst die Verwendung sicherer Instrumente vor.

Sollten trotz sorgfältiger durchgeführter Schulung bei der Anwendung neuer Produkte Probleme auftreten, empfehlen wir Ihnen, diese direkt dem Hersteller oder dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mitzuteilen.

Die Blutentnahme gehört zu den täglich praktizierten Tätigkeiten im Krankenhaus. Blutkontakte bei der Blutentnahme beispielsweise mangels Tragens von Handschuhen oder durch Schnitt- oder Stichverletzungen, sogenannte Nadelstichverletzungen, an gebrauchten Instrumenten stellen eine potentielle Infektionsgefahr dar. Durch direkte Blut- zu – Blut – Kontakte können praktisch alle bekannten Infektionserreger übertragen werden.

Besonders gefährlich sind jedoch Infektionen mit

  • dem Hepatitis-B-Virus (HBV),
  • dem Hepatitis-C-Virus (HVC) und
  • dem HI-Virus (AIDS-Erreger)

Sichere Instrumente

„Um Beschäftigte vor Verletzungen mit spitzen oder scharfen medizinischen Instrumenten zu schützen, sind diese Instrumente […] soweit technisch möglich, durch geeignete sichere Arbeitsgeräte zu ersetzen, bei denen keine oder eine geringere Gefahr von Stich- oder Schnittverletzungen besteht”  (TRBA 250, Ziffer 4.2.4. Weiterhin dürfen selbstverständlich

  • die Unterweisung der Arbeitnehmer,
  • die Einweisung in die Handhabung der Instrumente,
  • das Bereitstellen geeigneter Kanülenabwurfbehälter direkt am Anwendungsort und
  • das direkte Entsorgen in einem Arbeitsschritt

nicht vernachlässigt werden.

Die Handhabung dieser Instrumente mit Nadelschutzmechanismus unterscheidet sich in der Regel etwas von der Handhabung der konventionellen Instrumente. Deswegen ist es notwendig, den Umgang mit sicheren Instrumenten vor der Benutzung zu üben.
Beispielsweise wird bei vielen Systemen durch eine Daumenbewegung ein Schutzschild auf die zuvor benutzte Kanülenspitze geschoben oder „geklickt”. Diese Schutzvorrichtungen sind stets irreversibel.

Sichere Entsorgung

Fast die Hälfte aller gemeldeten Nadelstichverletzungen ereignet sich bei der Entsorgung von benutzten Instrumenten! Durch einfache Maßnahmen lassen sich diese Unfälle leicht reduzieren:

  • Bereitstellung geeigneter Kanülenabwurfbehälter, z. B. für die Insulinpen-Entsorgung
    • Direkte Entsorgung der benutzten Instrumente ohne Zwischenablage
    • Strikte Einhaltung des „Recapping”-Verbotes
    • Rechtzeitige Entsorgung gefüllter Kanülenabwurfbehälter


Persönliche Schutzausrüstung

Persönliche Schutzausrüstung hat ihren Platz am Ende der Kette der uns zur Verfügung stehenden prophylaktischen Maßnahmen zur Verhütung von Infektionskrankheiten. Erst nach Ausschöpfung hygienischer, organisatorischer und sicherheitstechnischer Maßnahmen soll die Infektionsprophylaxe durch die Anwendung von PSA ergänzt werden. PSA werden seit Jahren erfolgreich im Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen als Infektionsprävention eingesetzt.

Am häufigsten werden

  1. Schutzhandschuhe,
  2. Hautschutz,
  3. Mund- und Atemschutz,
  4. Schutzkleidung,
  5. Schutzbrillen und Visiere sowie
  6. Fußschutz

verwendet.

Bei der Auswahl einer PSA ist der Infektionsübertragungsweg von entscheidender Bedeutung:

  • Bei der Prävention von Tröpfcheninfektionen gelten Masken als wirksamste PSA.
  • Bei der Verhinderung von Blutkontakten stehen Brillen, Visiere und medizinische Handschuhe im Vordergrund.
  • Die intakte Haut ist eine sehr effektive Barriere, die in den meisten Situationen das Eindringen des Erregers in den Organismus verhindern kann.

Voraussetzung dafür ist, dass die Haut unbeschädigt ist. Dies ist bei einer Beschäftigung im Gesundheitsdienst oft nicht gewährleistet, denn dadurch, dass man hier vielen hautschädlichen Noxen ausgesetzt wird und häufig an beruflich erworbenen Hautveränderungen leidet, können Infektionserreger leichter in den Organismus eindringen. Der Hautschutz ist deshalb auch als Infektionsprophylaxe von großer Bedeutung.

Hände mit Handschuhen desinfizieren den Arm©UK NRW | BGW

Schutzhandschuhe

Tragen Sie immer Schutzhandschuhe, wenn Sie Injektionen verabreichen oder Blut abnehmen!

Medizinische Schutzhandschuhe können natürlich den scharfen Kanülen keinen Widerstand entgegensetzen. Da aber auch oberflächliche Blutkontakte vorkommen und bereits sehr kleine Hautverletzungen an Händen hervorragende Eintrittspforten für Infektionserreger darstellen, sind Handschuhe zum Schutz vor Infektionen unumgänglich.


Kein Recapping

Stecken Sie niemals die Kanülenkappe wieder auf die gebrauchte Kanüle auf!

Handschuhe halten eine Nadelspitze und es gibt ein großes X, welches es durchstreicht©UK NRW | BGW

Eine Vielzahl von gefährlichen Nadelstichverletzungen ereignet sich auf diese Weise. Achten Sie bitte auch bei Ihren Kollegen darauf, dass Recapping nicht mehr praktiziert wird, und informieren Sie alle Mitarbeiter über die damit verbundenen Gefahren.

Nutzen Sie zur Entsorgung von gebrauchten Kanülen (und anderer spitzer und scharfer Instrumente) auf jeden Fall die dafür vorgesehenen Kanülenabwurfbehälter.

Ihre gesetzlichen Unfallversicherer haben zu diesem Thema ein Informationsfaltblatt erstellt. Beachten Sie bitte, dass beidhändiges Recapping auch bei Insulinpens verboten ist!

Beachten Sie, dass auch das „einhändige“ Recapping unter Verwendung von Schutzkappenhaltern nur in absoluten Ausnahmefällen erlaubt ist, falls für diese Anwendung keine sicheren Instrumente erhältlich sind. Für Bereiche, in denen sichere Instrumente zur Verfügung stehen, insbesondere für die Blutentnahme, erfüllen Schutzkappenhalter zum einhändigen Recapping nicht die Anforderungen der TRBA 250. Weitere Informationen zum einhändigen Recapping finden Sie hier.

Arbeitsorganisation

Die Ursachen für Nadelstichverletzungen sind vielfältig. Eine wichtige Einflussgröße ist die Arbeitsorganisation.

Der Begriff der Arbeitsorganisation beinhaltet Merkmale wie beispielsweise Arbeitsvorbereitung, Festlegungen der Arbeitsabläufe, Information und Kenntnisstand der Mitarbeiter und die Gestaltung der Arbeitsumgebung.

Folgende Grundüberlegungen sollten stets beachtet werden:

  • Sorgfältig überlegte und geplante Arbeitsabläufe mindern das Verletzungsrisiko erheblich!
  • Bereiten Sie sich und Ihre Mitarbeiter gut vor!
  • Alle Beteiligten müssen über die sichere Handhabung und Entsorgung der Instrumente informiert sein!
  • Achten Sie darauf, dass geeignete Kanülenabwurfbehälter möglichst in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes vorhanden sind!
  • Schenken Sie Berufsanfängern besondere Aufmerksamkeit und unterstützen Sie diese!
  • Überlegen Sie, wie Sie Ihren Arbeitsplatz für sich und andere sicher gestalten können!

Impfungen schützen Sie

Arm wird gespritzt©pixabay.com

Nutzen Sie auf jeden Fall das Angebot der für jeden gefährdeten Arbeitnehmer kostenlosen Hepatitis-B-Schutzimpfung! Sie ist der wirksamste Schutz vor einer Hepatitis-B-Virus-Infektion.
Da man sich mit Hepatitis D nur dann anstecken kann, wenn gleichzeitig auch eine Hepatitis B vorliegt, schützt die Hepatitis-B-Impfung auch vor einer Infektion mit Hepatitis-D-Viren.

Grundsätzlich sollten alle Mitarbeiter in Gesundheitseinrichtungen, Rettungsdiensten, ambulanten Pflegediensten usw. geimpft werden, wobei der Impferfolg (wie bei allen beruflich indizierten Impfungen) überprüft werden muss.

Zu den gefährdeten Mitarbeitern gehören z. B. auch das Reinigungspersonal, Hausmeister, das technische Personal sowie Beschäftigte in den Wäschereien und der Küche. Auch diese sollten daher geimpft werden.

Bei Fragen zu Impfungen wenden Sie sich an Ihren Betriebsarzt.


Barrierefunktion der Haut

Infektionserreger können sich im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten befinden. Die menschliche Haut ist ein wirksames Hindernis für Infektionserreger – solange sie intakt ist. Allerdings ist unsere Haut im beruflichen Alltag erheblichen Belastungen ausgesetzt, beispielsweise durch mechanische Beanspruchung oder durch Einwirkungen verschiedener Chemikalien. Die mögliche Folge sind Defekte im Säureschutzmantel der Haut, Rissbildungen oder auch kleinste Verletzungen („Mikroläsionen”), die Eintrittspforte für Infektionserreger sein können. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Barrierefunktion der Haut zu erhalten!

Zum Schutz der Haut ist Folgendes zu beachten:

  • Handschuhe nur so lange wie nötig tragen.
  • Auf unnötiges Händewaschen verzichten. In der Regel genügt es, nach Patientenkontakten die Hände zu desinfizieren.
  • Bereitstellung der notwendigen Hautschutz- und Hautpflegeprodukte.
  • Verwendung der Hautschutzmittel vor und während der Arbeit sowie der Hautpflegeprodukte nach der Arbeit.
  • Information über die richtige Anwendung der notwendigen Hautschutz- und Hautpflegemittel durch einen gut sichtbar ausgehangenen Hautschutzplan (und ggf. Handschuhplan).

Kompetenter Ansprechpartner bei Fragen zum Thema Hautschutz ist Ihr Betriebsarzt.

Ihre gesetzlichen Unfallversicherer haben zum Thema „Hautkrankheiten und Hautschutz“ diese Broschüre (PDF) erstellt.

Maßnahmen nach Blutkontakt

  • Erstversorgung bei Stichverletzung
  • Sofort nach der Erstversorgung
  • Blutprobe nach Nadelstichverletzung
  • Arzt aufsuchen!
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