Wärmetherapie

Die Wärmetherapie ist eine der in der Physiotherapie eingesetzten Therapieformen – hauptsächlich zur Linderung nicht entzündlicher Erkrankungen und Schmerzen. Die Wärme kann dabei unterschiedlich erzeugt werden. Die bekanntesten Wärmequellen sind Heißluft, Infrarot, Fango, heiße Rolle, heiße Steine sowie warme Bäder.

Fango

Fango ist ein mit zahlreichen Mineralien angereicherter vulkanischer Schlamm. Fango wird zur Anwendung auf etwa 50 Grad erwärmt und zur Behandlung direkt auf die Haut aufgetragen oder als vorbereitete Fangopackung auf die zu behandelnden Körperteile gelegt. Dabei wirkt er gleichzeitig durch die Wärme und die enthaltenen heilenden Stoffe. Eingesetzt wird Fango zur Behandlung zahlreicher Beschwerden wie zum Beispiel Muskelbeschwerden, Neurodermitis, Ekzemen, Schuppenflechte, chronisch rheumatischen Gelenkserkrankungen oder auch Hexenschuss.

Arbeitsstätte/Raum

Der Raum, der für die Aufbereitung der Fangopackungen genutzt wird, muss einige Voraussetzungen erfüllen.

So muss er über ein Waschbecken verfügen und einen Schrank zur Aufbewahrung von Handtüchern, Desinfektionsmitteln und weiteren Arbeitsmitteln. Des Weiteren sind ausreichend große Arbeitsflächen, etwa zur Ablage der vorbereiteten Fango-Bleche, erforderlich.

Nach ASR A1.5, Anhang 2, Punkt 12.5 muss der Boden in Räumen für medizinische Bäder, Hydrotherapie und Fango-Aufbereitung zudem eine Rutschhemmung der Bewertungsgruppe R 11 aufweisen.

Raumtemperaturen

Durch die Vorbereitung und Lagerung des Fangos können im betreffenden Raum hohe Temperaturen entstehen. Dabei soll die Raumtemperatur der Fango-Küche 26 Grad nicht überschreiten. Als beste Methode hat sich hierbei ein Ableiten der Wärme unmittelbar am Entstehungsort bewährt – zum Beispiel in Form einer Abluftöffnung in Haubenform direkt über dem Aufbereitungs- bzw. Wärmegerät.

Ergonomie

Beim Bestücken und dem Umgang mit den Fangoblechen ist es wichtig, auf eine ergonomische Arbeitsweise zu achten. Das gilt sowohl für das Aufgießen des Fangos als auch das Herausnehmen der Bleche aus dem Wärmeschrank, den Transport und das Auflegen/Auftragen an der Patientin oder am Patienten.

Für Transporte jeder Art sollten nach Möglichkeit Transportwagen eingesetzt werden. Zur Verringerung des Gewichts der Packungen empfiehlt es sich, diese immer nur so dick zu erstellen, wie es für die Anwendung nötig ist. Ansonsten gelten die üblichen Regeln zur sicheren Haltung sowie zum sicheren Heben und Tragen.

Nicht zu vergessen ist das Bereitstellen einer ausreichenden Zahl ergonomisch geeigneter Ablageflächen für die Fangobleche. Auch beim Aufstellen der Komponenten wie Wärmeöfen, Rührwerke, Spülbecken, Fangoabwurfwagen, Regalen und Unterschränken ist es wichtig, ergonomische Faktoren zu berücksichtigen und dabei insbesondere auf eine rückenschonende Arbeitshöhe zu achten. Hierbei ist bei sehr unterschiedlichen Körpergrößen der Mitarbeitenden das Bereitstellen einer geeigneten Steherhöhung sinnvoll.

Hitze

Angesichts der hohen Temperatur von rund 70 bis 80 Grad, mit der das Fango aus dem Ofen kommt, besteht eine nicht unerhebliche Verbrennungsgefahr beim Herausholen der Bleche sowie eine Verbrühungsgefahr beim Fangogießen.

Deshalb ist es wichtig, beim Umgang mit den heißen Blechen unbedingt geeignete Schutzhandschuhe zu tragen. Außerdem ist vor dem Gießen die Temperatur zu überprüfen und die Masse bei Bedarf vorher etwas abkühlen zu lassen. Beim Gießen selbst muss konzentriert gearbeitet werden, um heiße Spritzer zu vermeiden. In diesem Zusammenhang: Um Hektik beim Zubereiten von „plötzlichem“ Mehrbedarf zu vermeiden, sollte die erforderliche Menge sorgfältig geplant werden. Auch beim Gießen ist eine geeignete Schutzausrüstung zu tragen: Neben den oben genannten Handschuhen zusätzlich eine Schutzbrille (am besten eine Gestellbrille mit Seitenschutz) sowie eine geeignete Arbeitsschutzkleidung, zum Beispiel eine geeignete Schürze. Dies gilt insbesondere auch wegen der Gefahr, dass das Blech oder die Masse herunterfällt.

Viele Geräte bieten Sicherheitsfunktionen wie eine blinkende Anzeige für eine Verbrühwarnung oder eine Intervallheizung zum Vermeiden einer Überhitzung der Fangomasse, wodurch diese zudem länger einsetzbar ist.

Die Sterilisation des Gerätes sollte möglichst programmgesteuert und außerhalb der normalen Dienstzeiten erfolgen, um eine Gefährdung durch Hitze zu vermeiden.

Elektrischer Strom

Beim Einsatz aller elektrisch betriebenen Geräte sind entsprechende Verhaltensregeln zu beachten, zudem müssen diese in regelmäßigen Abständen geprüft werden. Siehe hierzu das Kapitel „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“ bei den bereichsübergreifenden Themen.

Explosionsschutz

Es sollte anhand der Herstellerinformationen geprüft werden, ob die eingesetzten Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden dürfen und welche Schutzmaßnahmen ggf. zu ergreifen sind.

Erste Hilfe

Grundsätzlich sollte ein Kontakt von Haut und Augen mit dem Material ebenso vermieden werden wie ein Einatmen oder Verschlucken. Die folgende Tabelle zeigt Erste-Hilfe-Maßnahmen für den Fall, dass es trotzdem passiert.

FallMaßnahmen
Allgemein
  • Nach der Tätigkeit gründlich Hände waschen.
  • Die beim Umgang mit Chemikalien üblichen Vorsichtsmaßnahmen beachten (nicht essen, trinken oder rauchen).
  • Bei allergischen Erscheinungen (insbesondere im Atembereich) sofort einen Arzt bzw. eine Ärztin hinzuziehen.
  • Kontaminierte Arbeitskleidung nicht außerhalb des Arbeitsplatzes tragen.
Einatmen
  • Nach dem Einatmen von Pulver oder Dampf: betroffene Person an die frische Luft bringen und warm und ruhig halten.
  • In Zweifelsfällen oder bei Symptomen ärztlichen Rat einholen.
Hautkontakt
  • Mit festem Material: keine Gefahr, außer bei möglichen allergischen Reaktionen
  • Mit flüssigem Material: sofort produktgetränkte Kleidung entfernen und die Haut mit kaltem Wasser kühlen; evtl. Arzt bzw. Ärztin hinzuziehen; erstarrtes Produkt nicht von der Haut abziehen
  • Kontaminierte Kleidung vor dem nächsten Tragen waschen.
Augenkontakt
  • Gelangt flüssiges Material ins Auge: bei geöffnetem Lidspalt 10–15 min mit fließendem Wasser spülen und sofort einen Arzt bzw. eine Ärztin hinzuziehen
Verschlucken
  • Verschlucken von flüssigem Material: Mund ausspülen und reichlich Wasser nachspülen, kein Erbrechen herbeiführen

Gefährdungsbeurteilung/Betriebsanweisung/Unterweisung

Der Umgang mit Fango muss in jedem Fall Bestandteil der Gefährdungsbeurteilung sein, auch sollten Betriebsanweisungen für die unterschiedlichen Tätigkeiten erstellt werden. Diese können dann auch als Grundlage zur Unterweisung der Mitarbeitenden dienen.

Infrarotstrahlung, Heißluft

Sowohl Infrarotstrahlung als auch der Einsatz von Heißluft und Rotlicht sind kontaktlose Therapieformen. Durch die dauerhafte Einwirkung gelangt die Wärme dabei nicht nur in die oberen Hautschichten, sondern auch in tieferliegendes Gewebe und steigert so den Therapieerfolg. Die zugehörigen Geräte gibt es in verschiedenen Formen – fest über einer Liege installiert, als Standgerät oder mobil auf Rollen.

Einzelne Teile der verwendeten Geräte können im Einsatz sehr heiß werden, sodass für die damit arbeitenden Therapeutinnen und Therapeuten Verbrennungsgefahr besteht. Deshalb ist neben einer gründlichen Unterweisung ein konzentriertes und bewusstes Arbeiten mit diesen Geräten erforderlich.

Da es sich um elektrisch betriebene Geräte handelt, sind auch hier entsprechende Verhaltensregeln zu beachten, inklusive der Notwendigkeit einer regelmäßigen Prüfung. Siehe hierzu das Kapitel „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“ bei den bereichsübergreifenden Themen.

Findet die Wärmebehandlung auf einer Therapieliege statt, sind zusätzlich die Gefährdungen beim Umgang mit der Liege zu berücksichtigen. Nähere Informationen hierzu finden sich im Kapitel „Massage“.

Heiße Rolle

Bei der Behandlung mit einer heißen Rolle formt der Therapeut oder die Therapeutin aus zwei bis drei kleineren Handtüchern eine enge Rolle und füllt dort sehr heißes Wasser ein. Anschließend wird die heiße Rolle auf dem zu therapierenden Körperteil ausgerollt. Die Behandlung wirkt durch eine Mischung aus Wärme und Druck und dauert etwa 10 Minuten. Beim Einsatz einer heißen Rolle besteht für den Therapeuten oder die Therapeutin die Gefahr des Verbrühens, besonders beim Einfüllen des Wassers. Deshalb ist hierbei mit besonderer Aufmerksamkeit vorzugehen.

Bäder

Es gibt eine Vielzahl von Bädern: von einfachen Hand- oder Fußbädern bis hin zu Ganzkörperbädern. Im Gegensatz zur heißen Rolle besteht die Gefährdung beim Therapieren mithilfe von Bädern weniger in der Verbrühung, da mit deutlich geringeren Temperaturen gearbeitet wird.

Trotzdem können die auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ausgelegten höheren Raumtemperaturen und die entstehende Luftfeuchtigkeit zu einem Problem für die Therapierenden werden, insbesondere bei längerem Arbeiten im Raum. Hier gilt: Spätestens, wenn die relative Luftfeuchtigkeit bei einer Raumtemperatur von 26 Grad den Wert von 55 Prozent übersteigt, sollte die Luftfeuchtigkeit durch technische Maßnahmen reduziert werden.

Belastend können auch, je nach Art des Bades und der Mobilität der zu Therapierenden, ergonomische Fragen sein – zum Beispiel das Einnehmen möglicher Zwangshaltungen oder insbesondere das Unterstützen beim Einstieg in die Wanne. Hier sind technische Lösungen die beste Wahl. Optimal ist der Einsatz von Wannen mit eingebauten höhenverstellbaren Schwenkstühlen bzw. anderen Hebe- bzw. Transfereinrichtungen. Es können aber auch Hebeeinrichtungen, wie sie z. B. in der Pflege genutzt werden, zum Einsatz kommen. Siehe hierzu das Schwerpunktthema „Bewegen von Menschen“.

Belastungen können darüber hinaus noch von möglichen Badezusätzen ausgehen. Diese können unter Umständen belastende oder allergene Stoffe enthalten. Dazu zählen vor allem Polyethylenglykol (PEG) und PEG-Derivate, die in manchen Produkten als Emulgator dienen. Sie können die Haut durchlässig für Fremdstoffe machen und Allergien auslösen. Manche Badezusätze enthalten auch halogenorganische Verbindungen, von denen viele ebenfalls als allergieauslösend gelten und die sich zudem in der Umwelt anreichern. Als Konservierungsmittel werden teilweise Formaldehydabspalter eingesetzt. Sie können die Schleimhäute reizen, die Haut altern lassen und ebenfalls Allergien auslösen. Weniger für die Gesundheit, dafür für die Umwelt schädlich ist das Zusetzen kleiner Plastikteilchen (Mikroplastik), sogenannter synthetischer Polymere. Diese werden auch in Form flüssiger, gel- und wachartiger Konsistenz hinzugefügt. Es empfiehlt sich daher, Zusätze ohne Farb- und Konservierungsmittel zu verwenden. Weitere Informationen bieten unabhängige Tests wie zum Beispiel von Ökotest.

Räume für das Durchführen von Wannenbädern sollten eine Größe von 6 bis 8 qm haben. Die Badewanne selbst sollte so platziert sein, dass sie von drei Seiten aus zugänglich ist.

Weitere Vorgaben und Gefährdungen gibt es für spezielle Bewegungs- und Therapiebecken, auf die an dieser Stelle aber nicht weiter eingegangen werden soll.

Sterilisator

Nicht nur im Klinikbetrieb, auch im Therapiebereich werden Sterilisatoren eingesetzt. Dabei besteht grundsätzlich die Gefahr des Verbrühens durch Dampf beim Öffnen des Sterilisators oder durch Verbrennung beim Berühren von zu heißem Sterilgut. Deshalb gehört zum Umgang mit dem Sterilisator eine entsprechende Betriebsanweisung in Verbindung mit einer Unterweisung der Mitarbeitenden. Manche Sterilisatoren verfügen über blinkende Lampen, die vor zu hohen Temperaturen warnen. Eine organisatorische Schutzmaßnahme ist ein Einsatz von Sterilisatoren außerhalb der regulären Dienstzeiten. Ist das nicht oder nur eingeschränkt möglich, müssen geeignete Thermo-Schutzhandschuhe zum Einsatz kommen. Alle Gefährdungen und Schutzmaßnahmen sind im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu dokumentieren.

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