Personal während Operativen Eingriff ©UK NRW | BGW
Stand: 05/2020

OP Umgang mit infektiösen Patienten

Wichtige Problemkeime:

  1. Multiresistente Erreger (MRSA, 3MRGN, 4MRGN)
  2. Blutübertragbare Erkrankungen (Hepatitis B, Hepatitis C, HIV)
  3. Tuberkulose
  4. Humane Papillomaviren (HPV)

Multiresistente Erreger (MRSA, 3MRGN, 4MRGN)

Patientinnen und Patienten mit MRE (multiresistenten Erregern) sollen nach Möglichkeit am Betriebsende des jeweiligen OP-Saales operiert werden. Einschleusendes Personal trägt zusätzlich zu OP-Haube und Mund-Nasen-Schutz auch Handschuhe und Schutzkittel. Nach dem Einschleusen werden alle Materialien, die mit dem Patienten bzw. der Patientin in Kontakt waren, vom Reinigungspersonal desinfiziert.

Personal während Operativen Eingriff©UK NRW | BGW

Der Saal wird bis auf das unbedingt benötigte Material ausgeräumt, Schränke, soweit vorhanden, werden verschlossen, Verbrauchsgüter, soweit vorhanden, als Einmalmaterial eingesetzt. Erforderliches Material wird vorgerichtet. Wenn mit dem Auftreten von Aerosolen oder Sekretspritzern zu rechnen ist, werden Schutzbrillen getragen. Springer, Anästhesist und Anästhesiepflegepersonal verbleiben beim Eingriff im Saal, das Personal im Saal beschränkt sich auf das Notwendige. Die erforderliche Versorgung erfolgt von außen durch Zusatzpersonal.

Springer, Anästhesist und Anästhesiepflegepersonal tragen Schutzkittel und Handschuhe. Bei Regionalanästhesie trägt der Patient bzw. die Patientin, wenn möglich, einen Mund-Nasen-Schutz.

Abfall wird im Saal in Säcke bzw. Boxen entsorgt. Narkoseschläuche werden aufbereitet, alternativ können Einmalschlauchsysteme verwendet und verworfen werden.

Säcke und Abfallboxen werden vor der Saalausschleusung vom Reinigungspersonal wischdesinfiziert. Vor Verlassen des Saales legen OP-Personal und Operateure Schutzkleidung im Saal ab, danach erfolgt eine Händedesinfektion – Schuhe/Mund-Nasen-Schutz/Haube werden belassen.

Personal zieht komplett neue OP-Kleidung und neue OP-Schuhe in der Personalumkleide an. Saalaufbereitung mit Wischdesinfektion aller Flächen im OP erfolgt mit einer Einwirkzeit von 60 Minuten, danach kann der Saal wieder benutzt werden.

Blutübertragbare Erkrankungen (Hepatitis B, Hepatitis C, HIV)

Handschuhe sind erforderlich beimöglichem Kontakt mit erregerhaltigem Material oder mit kontaminierten Objekten. Nach Ausziehen der Handschuhe müssen die Hände desinfiziert werden.

Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille sind erforderlich, wenn mit Aerosolbildung oder Verspritzen von Blut, Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen zu rechnen ist (z. B. Bronchoskopie, Intubation, Absaugen).

Verunreinigter Handschuh mit Blut©UK NRW | BGW

Im OP erfolgt die Aufbereitung des Saales entsprechend laufender Desinfektion. Nach Abtrocknen ist der Fortgang des OP-Programms möglich, wenn ein neuer OP-Tisch und Instrumentiertisch benutzt werden.

Die Abfallentsorgung erfolgt nach Abfallschlüssel EAK 180104.
Bei Zwischenfällen (Stichverletzungen usw.):

  • sofortige rasche Reinigung und Desinfektion der Wunde
  • Blutung der Wunde anregen (Gewebe um Stichkanal kurz ausdrücken, kein Abbinden, keine In- und Exzisio)
  • intensive Desinfektion der Wunde mit alkoholischem Desinfektionsmittel für mind. 2-5 Min. (Wunde evtl. manuell spreizen)
  • bei Inokulation von infektiösem Material in Mund oder Auge intensives Spülen mit physiologischer Kochsalzlösung, Wasser
  • rasche Kontaktaufnahme mit einem erfahrenen Arzt (Postexpositionsprophylaxe HIV z. B. innerhalb von 2 Stunden)

Tuberkulose

Atemschutz ist erforderlich bei offener Lungentuberkulose sowie bei Aerosol erzeugenden Eingriffen (Bronchoskopie, Intubation, Autopsie, pflegerische Maßnahmen an unkooperativen Patienten, ggf. auch Maßnahmen an Fisteln, Wunden u. Ä.).
Atemschutzmasken müssen mindestens die Güte FFP2 haben. Bei multiresistenten Tuberkulosen (Resistenz gegen Isoniazid und Rifampicin) sind FFP3-Masken wünschenswert.

Bei extrapulmonaler Tuberkulose sind Schutzkittel erforderlich bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem Material und mit kontaminierten Objekten, z. B. beim Verbandwechsel, bei Katheterisierung (Urogenital-Tb), Durchfällen (Intestinal-Tb).

Handschuhe sind erforderlich bei offener Lungentuberkulose sowie bei zu erwartendem Kontakt mit erregerhaltigem Material.

Keine Verwendung von Atemschutzmasken mit Ausatemventil im OP!

Humane Papillomaviren (HPV)

HPV-Viren, insbesondere die Typen 16 und 18, sind als kanzerogen eingestuft; für weitere Typen gibt es deutliche Hinweise. HPV wurde im Laserrauch nach Papillom-, Kondylom- und Warzen-Abtragungen nachgewiesen, ferner in Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches (z. B. Tonsillen-Karzinome).

Taste zum Einschalten von Laser©UK NRW | BGW

Ein Risiko besteht somit bei dem Einsatz von Laser oder Kauter, insbesondere bei

  • Papillomen,
  • Kondylomen,
  • Warzen und Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches,
  • gynäkologischen Tumoren.

Entsprechende OPs sollten möglichst am Ende des OP-Programms durchgeführt werden.

Falls zwei entsprechende OPs aufeinander folgen, reicht zwischen den OPs die übliche desinfizierende Zwischenreinigung (siehe „Flächendesinfektion nach operativen Eingriffen“ im Hygieneplan). Damit kann zwischen den beiden OPs der Operationsraum nach Abtrocknen des Desinfektionsmittels wieder begangen und der Instrumententisch für den zweiten Eingriff gerichtet werden. Zum Abschluss des Programms sind viruzide Flächendesinfektionsmittel einzusetzen, letztlich Aldehyde oder Sauerstoffabspalter.

Wünschenswert sind generell Absaugungen, die sehr nah an den Koagulationsort geführt werden sollen. Zusätzlich wird die Entfernung unter Laminar-Air-Flow empfohlen, da diese schnell zu einer Konzentrationsabnahme kanzerogener Substanzen in der Raumluft führt.

Als Atemschutz sollte eine FFP2-Maske (ohne Ventil; besser noch FFP3-Maske) getragen werden.

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