Folgende Grundregeln beinhalten die wesentlichen Aspekte, die vor oder während des Kontakts mit angespannten Personen zu berücksichtigen sind:
- Seien Sie realistisch: Fühlen Sie sich in der Lage, diese Situation zu deeskalieren?
- Deeskalation wirkt am besten als frühe Intervention.
- Zeigen Sie Empathie, Sorge, Respekt, Ernsthaftigkeit und Fairness.
- Bauen Sie eine kommunikative Beziehung zum Gegenüber auf. Kontrollieren Sie nicht Ihr Gegenüber, sondern kontrollieren Sie die Situation.
- Gewinnen Sie Zeit für sorgfältige Entscheidungen und zur Reduktion der Spannung.
- Sicherheit geht vor! Halten Sie mindestens eine Armlänge Abstand zum Gegenüber.
- Bleiben Sie ruhig, seien Sie selbstbewusst , behalten Sie die Selbstbeherrschung und achten Sie auf Ihre Körpersprache, Mimik, Gestik und Stimme.
Für die Deeskalation einer aggressiven Situation gibt es kein allgemein gültiges Lösungsrezept. Jede Situation erfordert andere Mittel und Wege zur Vermeidung von Gewalt und Aggression. Mitunter müssen selbst beim selben Patienten zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschiedene Methoden angewandt werden. Aus diesem Grund sollte man sich an wenige Grundregeln halten, die in – nahezu – allen Situationen passen.
Die erste und wichtigste Regel ist die Klärung der Frage, ob der Mitarbeiter einer Gesundheitseinrichtung die notwendigen Kenntnisse hat und sich auch zutraut, eine aggressive Risikosituation aufzulösen.
Natürlich ist es möglich, dass man unvorhergesehen in Situationen gerät, denen man allein nicht gewachsen ist, und die dennoch sofortiges Eingreifen erforderlich machen. In diesen Fällen muss umgehend Hilfe und Unterstützung angefordert werden.
Je früher eine beruhigende oder kommunikative Intervention erfolgt, desto wahrscheinlicher ist ein gewaltvermeidender Ausgang. Sollte sich eine aggressive Situation so weit zugespitzt haben, dass ein körperlicher Übergriff unmittelbar bevorsteht, ist der eigene Schutz in den Vordergrund zu rücken.
In jedem Fall – auch bei drohender Gewalt – sollten Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen versuchen, immer noch respektvoll und empathisch mit ihrem Gegenüber umzugehen. Respekt und Empathie sind die Basis für eine kommunikative Beziehung, die immer gesucht werden sollte, allein schon deshalb, weil durch eine gelungene Beziehung das Gewaltrisiko gesenkt werden kann.
In diesem Zusammenhang ist es von fundamentaler Bedeutung, die gesamte Situation im Auge zu behalten. Das bedeutet, nicht zu versuchen sein Gegenüber zu kontrollieren, sondern die Kommunikation so zu gestalten, dass für alle Beteiligten eine tragbare Lösung gefunden werden kann.
In eskalierenden Situationen fühlen sich die anwesenden Parteien oftmals unter Zugzwang gesetzt, wenn sich die Kommunikation aufschaukelt ("Ein Wort gab das andere"). Gesundheitsmitarbeiter sollten sich ausreichend Zeit für die Abwägung ihrer nächsten Schritte nehmen, ohne dem Gegenüber den Eindruck zu vermitteln, dass seine Reaktion unbeachtet bleibt.
Neben der zeitlichen Komponente ist auch eine räumliche zu beachten, man sollte einer aggressiven Person nicht zu nahe kommen. Dies hat mehrere Vorteile, einmal fühlt sich diese Person dann nicht bedrängt oder gar in eine Ecke gedrängt, aus der sie sich nur mit Gewalt befreien kann. Und dann mindert sich auch das Risiko, dass der Mitarbeiter plötzlich angegriffen werden könnte. Eine durchaus nicht leicht zu beherrschende Regel ist das persönliche Auftreten in einer aggressiven Situation. Hier gilt es, die angemessene Mitte zwischen Passivität und Provokation zu treffen, nämlich mit adäquatem Selbstbewusstsein aufzutreten. Dieses signalisiert, dass man den Ausgang ebenso wie die aggressive Person bestimmt, ohne dass man das Signal sendet, dass die andere Seite kein Mitspracherecht erhalte.
Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.