Gewaltprävention | Interventionstechniken
GP Ausweichen, schützen, befreien

Kann ich nicht fliehen oder ausweichen und kommt es zu einer körperlichen Intervention, sind hohe Anforderungen an die Pflege- oder Betreuungskräfte gestellt. Sie müssen stets angemessen reagieren und in der Lage sein:

  • die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen zu beurteilen,
  • das eigene Können realistisch einzuschätzen und
  • "Technik" statt "Kraft" einzusetzen.

Schmerz zufügende Techniken können nicht nur zu Verletzungen oder Retraumatisierung führen, sondern gefährden auch die therapeutische Basis. Sie sind in der Regel nicht erforderlich und nur in lebensbedrohlichen Situationen zulässig.

Außerdem besteht die Gefahr, dass – wenn auch unbewusst – die Grenze zur "Misshandlung von Schutzbefohlenen" überschritten wird.

Körperorientierte Interventionstechniken sind als "ultima ratio" anzusehen, wenn sich ein Beschäftigter einem gefährlichen Angriff ausgesetzt sieht. Die Frage "Ist dieser Angriff gefährlich?" muss klar mit "JA " beantwortet werden können. Dabei ist die Definition von "gefährlich" durchaus eng zu ziehen. Ein "unangepasster", "irritierender" oder "provozierender" Patient mag zwar die Geduld des Pflegers oder Betreuers bis auf das Äußerste strapazieren, er ist aber nicht gefährlich.

Ist der Einsatz körperorientierter Interventionstechniken unumgänglich, wird dies von §32 StGB (Notwehr) gedeckt. In Absatz 2 heißt es dazu: "Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden."

Damit die Beschäftigten im Ernstfall richtig reagieren können, sollten sie folgende Regeln und Empfehlungen beachten:

  • Droh-, Kampf- und Aggressionssignale vermeiden,
  • Fluchtwege offen halten,
  • frühzeitig um Hilfe rufen, Alarm auslösen,
  • dafür sorgen, dass sich keine Zuschauer in der Nähe aufhalten,
  • potenzielle Waffen entfernen,
  • Ortswechsel anbieten oder veranlassen,
  • außerhalb der Schlagdistanz des Angreifers bleiben,
  • dem Angreifer nie den Rücken zudrehen,
  • sich leicht seitlich dem Angreifer nähern, ohne ihm den Weg zu versperren,
  • ggf. Ablenkungstechniken einsetzen,
  • verfügbare Gegenstände zum Schutz einsetzen.


Körperorientierte Interventionstechniken:




Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.

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