GP Professionelle Grundhaltung

Was zeichnet die professionelle Grundhaltung von Beschäftigten in sozialen Berufsfeldern aus?

  • Eine wertschätzende, empathische und an den Bedürfnissen der Beteiligten orientierte Kommunikation,
  • die bewusste Wahrnehmung und Interpretation des Verhaltens von Patienten, Bewohnern und Angehörigen,
  • ein disziplinierter und reflektierter Umgang mit den eigenen Stimmungen, Emotionen, Einstellungen und Motivationen und
  • das Bewusstsein, dass sich alle persönlichen Einstellungen und Handlungen auf die  Kommunikation mit Patienten, Bewohnern und deren Angehörigen auswirken.

Wertschätzung, Einfühlsamkeit und Bedürfnisorientierung sind Grundhaltungen, die bei allen Professionen im Gesundheitsdienst vorausgesetzt werden müssen. Diese Eigenschaften werden üblicherweise zur Patientenorientierung gerechnet, die heute in allen Einrichtungen des Gesundheitsdienstes die handlungsleitende Orientierung darstellt. Empathie und Bedürfnisorientierung bedeuten, das Patientenverhalten zu beobachten und in der Lage sein, sich in die Perspektive des Patienten hineinzuversetzen. Dann gilt es, das eigene Verhalten auf diese wahrgenommenen Bedürfnisse hin auszurichten.

Das folgende Beispiel zeigt die Bedeutung der professionellen Grundhaltung. Gewaltprävention beginnt schon bei der Wahrnehmung und der Interpretation des Verhaltens von Patienten, Bewohnern und Angehörigen.

Fallbeispiel: 

Schwester Christa sitzt im Stationszimmer und arbeitet Patientenakten durch. Herr Berthold, 74, ein groß gewachsener dementer Bewohner, hat soeben die Nachricht erhalten, dass seine Tochter Maria, 43, sich bei einem Fahrradunfall den Arm gebrochen hat. Herr Berthold ist sehr aufgeregt und hat in der Folge Wortfindungsstörungen. Er sucht Schwester Christa. Als er sie findet, stürzt er zu ihr und zerrt bittend an ihrem Arm. Er möchte mit ihr besprechen, ob er nach Hause fahren kann, um seiner Tochter  zu helfen. Aufgrund der Wortfindungsstörung versteht Schwester Christa ihn nicht. Sie befreit sich sanft aus seinem Klammergriff und beginnt sofort das Gespräch mit Herrn Berthold. Mit Hilfe mutmaßender Fragen und einer genauen Beobachtung seiner Reaktion weiß sie nach kurzer Zeit , warum er aufgeregt ist.

Neben den Kommunikationstechniken ist es ganz wichtig, welche Einstellungen und Haltungen Mitarbeiter in Gesundheitsberufen gegenüber Bewohnern, Patienten oder Angehörigen haben. 

Für das Aggressionsmanagement leitend ist die Erkenntnis, dass Menschen in der Regel nicht ohne Not aggressiv werden. Hinter einer Aggression steckt oft eine Belastung, zum Beispiel eine Angst- oder Krisensituation, in der sich die aggressiven Personen nicht anders zu helfen wissen. Eine solche Belastung gilt es zu erkennen und zu verstehen. 

Das handlungsleitende Ziel sollte dabei die Lösung des Konflikts und die Vermeidung weiterer Aggressionen sein. Konfliktlösung geht dabei in der Regel nicht einseitig vonstatten, sondern setzt explizit die Einbeziehung des Konfliktpartners voraus.

Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.

Webcode: w1556