GP Situative Stressbewältigung

In schwierigen und kritischen Situationen einen klaren Kopf behalten und angemessen handeln zu können, ist zwar wünschenswert – aber nicht immer einfach. Voraussetzung ist, dass man sich selbst gut kennt und z.B. die folgenden Fragen für sich beantworten kann:

  • Was macht mir Angst?
  • Was macht mich aggressiv?
  • Welche Symptome spüre ich dabei (schnelle Atmung, Herzrasen, Wortfindungsstörungen,  Tunnelblick, muskuläre Anspannung etc.?)
  • Welche Erfahrungen habe ich mit diesen Symptomen?
  • Wie ist meine Handlungsfähigkeit?
  • Was kann ich tun, um meine Handlungsfähigkeit wieder herzustellen?

Die Arbeit im Gesundheitsdienst gehört mit zu den psychisch belastendsten Tätigkeiten, insbesondere wenn man es mit ‚schwierigen' kommunikativen Situationen oder sogar  mit lebensbedrohlichen Situationen zu tun hat. Voraussetzung für eine erfolgreiche und längerfristige Tätigkeit ist ein positiver Umgang mit dieser Belastung. Individuelle Stressbewältigung ist somit fast ein Muss für alle Beschäftigten im Gesundheitsdienst. 

Stressbewältigung ist auch eine wichtige Voraussetzung für den Umgang mit Aggressionen. Nach einem Aggressionsereignis ist es von erheblicher Bedeutung, dass man als Betroffener (oder auch als Zeuge) eines aggressiven Ereignisses über eine persönliche Strategie verfügt, die auf früheren positiven Erfahrungen beruht. 

In diesem Zusammenhang soll jedoch auch auf die Risiken hingewiesen werden, die sowohl bei allgemeiner Belastung als auch nach Aggressionssituationen entstehen können. Dazu zählen etwa der Rückzug von Freunden, Bekannten oder Angehörigen oder aber der Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol, Drogen oder Medikamenten.

Den eigenen Stress kennen

Adäquates Reagieren auf eine Stresssituation, wie sie die Aggression darstellt, bedarf ruhiger Entscheidungen und einem Abwägen von Möglichkeiten. Ein erfahrener Umgang mit eigenen Stressreaktionen ist in solchen Situationen extrem hilfreich. Dazu gehört beispielsweise das Wissen um die eigenen Stressauslöser, positive Strategien zur eigenen Stressbewältigung sowie im Nachhinein eine Reflexion über die eigenen Verhaltensweisen, um Rückschlüsse auf spätere Verbesserungsmöglichkeiten zu ziehen.

Zu den relevanten Signalen, welche die eigene Anspannung signalisieren, gehören:

  • erhöhte Pulsfrequenz (Herzrasen),
  • Muskelanspannungen,
  • Schwierigkeiten, adäquate Antworten auf Vorwürfe und Aggressionen zu finden oder
  • Schweißausbrüche.

Wer diese Signale kennt, kann bei entsprechender Gelegenheit gelassener reagieren.

Stress-Balancing

Wer regelmäßig seinen Lieblingsbeschäftigungen oder Hobbies nachgeht, stärkt sein inneres Gleichgewicht. Der "Bewegungstyp" mag dem Stress beim Joggen davonlaufen, der "Entspannungstyp" beschäftigt sich vielleicht mit Yoga. Wichtig ist, dass jeder für sich eine persönliche Strategie im Umgang mit Stress entwickelt.

Ganz konkret sollte man sich auch fragen: "Was tut mir nach einem besonders arbeitsintensiven Tag gut – Musik hören? Shoppen? Mit Freunden ausgehen?"

Und auch für die Zeit unmittelbar nach einem negativen Erlebnis sollte man einen Plan parat haben. Vielleicht ist jetzt eine Auszeit nötig?

In belastenden Situationen die Selbstkontrolle zu behalten, fällt leichter, wenn man sich ein paar Routinen zurecht gelegt hat. Diese helfen die Zeitspanne bis eine bewusste, zielgerichtete Reaktion möglich ist, zu überbrücken. Es können ein paar Sätze sein, die in den meisten Situationen passen, ein vorgefasster Gedanke, den man abruft, das geradezu sprichwörtliche "die Luft anhalten und bis 10 zählen" oder Ähnliches.

Wer seine körperlichen Signale kennt und weiß wie er reagieren kann, begegnet belastenden Situationen gelassener.

Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.

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