Die Erfassung und Dokumentation eines Übergriffs muss verschiedenen Erfordernissen Rechnung tragen (rechtliche Situation, Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik u.a.) und ist notwendig, um im Falle von Ansprüchen des Patienten das Geschehen nachzuvollziehen oder um eine Unfallanzeige erstellen zu können.
Neben der Unfallanzeige an den Unfallversicherungsträger haben viele Einrichtungen des Gesundheitsdienstes ein Berichtswesen installiert, das aggressive Vorfälle erfasst und eine Auswertung ermöglicht. Aus einer genauen Analyse der Dokumentation lassen sich häufig neue oder zusätzliche Präventionsmaßnahmen ableiten.
Als "Quasi-Standard" hat sich die deutsche Version der "Staff Observation Aggression Scale – Revised" (SOAS-R) etabliert. Hier können sämtliche Aspekte – von den Umständen der Situation bis zu den Folgen für die Betroffenen – erfasst werden.
Die Dokumentation von Übergriffen ist in Deutschland – anders als in vielen anderen Ländern – kein standardmäßiges Vorgehen. Die Erstellung einer Unfallanzeige ist nur bei Arbeitsunfällen zwingend erforderlich, die eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen zur Folge haben.
Oftmals wird nur das vermeintlich Nötigste dokumentiert. Einträge im Verbandbuch sind nur bei körperlichen Verletzungen Pflicht. Bei ‚nur' verbalen Aggressionen beispielsweise unterbleiben sie in aller Regel. Der Arbeitgeber sollte hier über klare Vorgaben die Einzelheiten und Kriterien zur Dokumentation eindeutig regeln.
Mit dem Erfassungsbogen SOAS-R kann eine spezifische Dokumentation für aggressive und gewalttätige Übergriffe eingeführt werden. Eine Auswertung für die gesamte Einrichtung setzt jedoch voraus, dass innerhalb des Hauses nach den gleichen Kriterien dokumentiert wird. Insbesondere ist ein Kriterium zu definieren, das die Schwelle für verbale Aggressionen beschreibt.
Die Erfassung verbaler Aggressionen mit Hilfe des SOAS-R ist eine erhebliche Neuerung gegenüber dem früheren Vorgehen, bei dem in aller Regel keine Vorfälle ohne körperliche Folgen dokumentiert wurden.
Nach erfolgter Dokumentation kann auf der Basis der Daten eine statistische Auswertung erfolgen, mit deren Hilfe etwa Schwerpunktbereiche identifiziert werden können. Des Weiteren können längerfristige Entwicklungen verfolgt werden.
Solche Erkenntnisse sind eine wertvolle Hilfe bei der Planung, Durchführung und Optimierung situationsspezifischer Präventionsmaßnahmen.
Zurückgezogen:
Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.