Pflegebetten sind nicht nur technische Hilfsmittel im Patientenzimmer und dienen dem Patientenaufenthalt, sondern werden auch als Transportmittel eingesetzt. Bettlägerige Patientinnen und Patienten werden im Bett zu Untersuchungen, Eingriffen und Therapien hin- und zurückgebracht. Auf diese Weise sind viele Beschäftigte mit dem Bettentransport befasst:
- Beschäftigte im Patientenbegleitdienst
- Pflege- und Funktionskräfte inklusive Auszubildender
- Beschäftigte der Logistik- und Serviceabteilungen
Krankenhausbetten sind heute allermeistens elektrisch verstellbar, was sowohl das ergonomische Arbeiten am Pflegebett erleichtert als auch den Komfort der Patientinnen und Patienten verbessert. Allerdings sind Elektrobetten schwer. Mit dem Akku für den Antrieb und dem Gewicht der Patientin bzw. des Patienten kommen in der Regel zwischen 200 bis 300 kg und mehr zusammen. Aber auch sehr schwere Massen lassen sich entspannt und sicher auf Rollen bewegen, jedoch nur, wenn die Fahrweise stimmt!
Spurrolle arretieren
Krankenhausbetten haben in aller Regel eine arretierbare Spurrolle. Sie fängt die bei Streckenfahrt entstehenden Fliehkräfte ab und sorgt so dafür, dass das Bett bei Geradeausfahrt auf Kurs bleibt.
Wird die Rolle bei Streckenfahrten auf Fluren und Gängen oder in großen Räumen nicht festgesetzt, führt jede kleine Bodenunebenheit und jede Unregelmäßigkeit beim Schieben zu einer Richtungsänderung. Mit Körperkraft muss dann verhindert werden, dass das Bett schlingert, gegen Hindernisse oder die Wand prallt. Das kann vor allem in Schultern und Rücken zu starken Belastungen führen. Beim Gegenlenken entstehen zudem erhebliche Scherkräfte, die gelenkbelastend sind. Dass der „Trick mit der Spurrolle“ so häufig in Vergessenheit gerät, liegt unter anderem daran, dass ein Bett mit arretierter Spurrolle nur von dem der Spurrolle gegenüberliegenden Bettende mit den frei beweglichen Rollen einfach zu schieben ist. Versucht man, ein Bett von dem Ende aus zu schieben, an dem die Spurrolle arretiert ist, ist die Lenkbarkeit sehr stark eingeschränkt und der Sinn der Arretierung ist nicht mehr erkennbar – in der Folge wird diese wichtige Funktion gar nicht mehr aktiviert.
Erschwerend kommt hinzu, dass es in Krankenhäusern und unter Pflegekräften oft feste Vorstellungen darüber gibt, in welche Richtung ein Patientenbett zu transportieren ist. Während früher das Schieben vom Kopfende verbreiteter war (Patientin bzw. ein Patient im Bett mit Blick in Fahrtrichtung), gilt mittlerweile das Schieben vom Fußende als Standard, weil so während des Transportes Blickkontakt gehalten werden und der Zustand des Patienten besser beobachtet werden kann.
Tatsache ist, dass beide Varianten möglich sind und Betten entsprechend beschafft werden können. Nur kann eben nicht eine bestimmte Transportrichtung vorgegeben werden, wenn die Betten dafür technisch nicht geeignet sind. Für sicheres und ergonomisches Arbeiten ist das Arretieren der Spurrolle und damit das Schieben vom jeweils entgegengesetzten Ende unerlässlich. Es ist wichtig, Pflegekräften das zu vermitteln und klarzustellen, dass die technische Ausstattung der Betten die Transportrichtung vorgibt und grundsätzlich keine der beiden Varianten negative Auswirkungen auf die Patientin bzw. den Patienten hat.
Wichtig ist außerdem zu vermitteln, dass nach dem Betätigen des Fußpedals für Streckenfahrt die Spurrolle so einrasten muss, dass sie nicht gegen die Fahrtrichtung steht. Sonst „flattert“ das Bett beim Schieben unangenehm für Patientin bzw. Patient und schiebende Person.
Weil Krankenhausbetten relativ langlebige Investitionsgüter sind, kommt es in manchen Häusern dazu, dass beide Bauformen – Schieben vom Kopf- bzw. vom Fußende – vertreten sind. Das verhindert gleichbleibende Arbeitsabläufe und damit die effiziente und rückenschonende Handhabung der Betten. Langfristig muss es daher unbedingt eine verbindliche Festlegung darüber geben, welche Transportrichtung die Betten eines Hauses haben sollen, und Betten sind dementsprechend zu beschaffen.


Hohe Wendigkeit und optimale Raumausnutzung durch die Spurrolle als zentrale fünfte Rolle.
Bei modernen Krankenhausbetten befindet sich die Spurrolle oft auch als fünfte Rolle mittig zentral unter dem Bett. Das hat den Vorteil, dass der Wenderadius des Bettes besonders klein ist, was für enge Flure vorteilhaft ist. Außerdem sind die Hebelwirkungen, die beim Lenken auf den Körper der schiebenden Person wirken, auf diese Weise besonders gering – und die zentral angebrachte fünfte Rolle ist in beiden Fahrtrichtungen nutzbar, d.h, das Bett kann problemlos sowohl vom Kopfende, als auch vom Fußende her geschoben werden.
In jeden Fall gilt: das Arretieren der Spurrolle bei Streckenfahrt ist unerlässliche Voraussetzung dafür, dass Betten körperschonend und sicher transportiert werden können und keinesfalls ein nebensächliches Detail bei der Arbeit mit Betten. Weil das auch erfahrenen Pflegekräften nicht immer bewusst ist, sind regelmäßige Unterweisungen hier wichtig.
Bettniveau geeignet einstellen:
Das Bett sollte vor dem Transport so eingestellt werden, dass der/ die Schiebende bequem und mit aufrechter Körperhaltung den nötigen Schub erzeugen kann.
Manövrieren auf engem Raum:
Im Patientenzimmer zwischen Stühlen, Nachtschränken, anderen Betten und Hilfsmitteln ist es meist sehr eng. Um ein Bett auf den Flur zu bringen, wird die Bremse gelöst, die Spurrolle aber nicht arretiert. Wenn alle Rollen frei um ihren Aufhängpunkt drehen können, kann das Bett auf engstem Raum an allen Hindernissen vorbeigeschoben werden. Dabei wird bei schweren Betten der Rücken am wenigsten belastet, wenn die Position gewechselt und nach Bedarf hinten oder vorne angefasst wird. Wird nur von einer Seite aus manövriert, können sich Hebelkräfte sehr ungünstig auswirken, die letztlich im Rücken abgefangen werden müssen. Am schnellsten lässt sich ein Bett aus dem Zimmer oder hineinbringen, wenn eine zweite Person mit anfasst.
In der Ruhe liegt die Kraft – langsam anfahren und bremsen
Ist ein Bett einmal in Fahrt gebracht und wird durch die Spurrolle in der Bahn gehalten, ist der körperliche Aufwand für das Schieben sehr gering. Um aber das Gewicht zu beschleunigen oder abzubremsen, ist erhebliche Kraft nötig, und die geht zwangsläufig über den Rücken der bzw. des Schiebenden. Um hier die Belastung gering zu halten, ist es wichtig, mit dem Bett langsam aus der Schrittstellung anzufahren und am Ziel oder vor Hindernissen rechtzeitig und allmählich abzubremsen bzw. das Bett einfach auslaufen zu lassen. Dieser Punkt ist umso wichtiger, je mehr Gewicht zu schieben ist.
Beschäftigte müssen dieses Verhalten oft bewusst einüben, denn Bettentransport findet häufig unter Zeitdruck statt: Die Funktionsabteilung, der nächste Transport oder die Arbeit auf Station warten immer schon. In der Folge kann man oft beobachten, dass sich schiebende Personen mit aller Kraft vor das stehende Bett werfen oder zum kurzfristigen Abbremsen daranhängen. Allerdings verlängert die ergonomische Arbeitsweise den Gesamttransportprozess, wenn überhaupt, nur unwesentlich – so viel Zeit muss sein!
Mit geringer Übung bzw. Umgewöhnung an die geeignete Fahrweise ist es möglich, Betten – natürlich mit arretierter Spurrolle bei Geradeausfahrt – sicher und ergonomisch zu transportieren, auch über verwinkelte Flure und Aufzüge.
Bettentransport mit zwei Personen
Wenn an den Transport eines bettlägerigen Patienten/ einer Patientin besondere Anforderungen zu stellen sind, sollten zwei Personen eingesetzt werden. Das ist zum Beispiel der Fall,
- wenn für eine ununterbrochene intensivmedizinische Versorgung während des Transportes Anbaugeräte am Bett montiert sind oder nebenher geführt werden müssen,
- wenn Patienten besondere Betreuung oder Überwachung benötigen,
- wenn es sich um ein Schwerlastbett handelt,
- wenn der Weg erschwert ist, z.B. durch Niveauunterschiede oder Bodenunebenheiten..
Wichtig: Die zweite Person muss bei bei Geradeausfahrt vorwärts neben dem Bett herlaufen. Vor dem Bett zu gehen, ist gefährlich, weil im Fall eines Sturzes der oder die Schiebende das Bett nicht schnell genug stoppen kann, um eine Kollision mit der gestürzten Person zu vermeiden, und auch beim Rückwärtsgehen neben dem Bett ist die Sturzgefahr sehr hoch
Technisch einwandfreier Zustand des Bettes:
Wenn eine Rolle z. B. durch Verunreinigungen im Rollengehäuse klemmt oder die Spurrolle nicht arretiert, lässt sich das Bett nicht sicher und/oder nur mit unverhältnismäßigem Kraftaufwand schieben, erst recht, wenn eine schwere Patientin bzw. ein schwerer Patient zu transportieren ist. Solche Defekte müssen unverzüglich behoben werden. Es sollte sichergestellt sein, dass – z. B. bei der jährlichen Überprüfung der Pflegebetten (nach DIN VDE 0751 -1 und Medizinproduktebetreiberverordnung MPBetreibV) – die Funktion der Rollen kontrolliert, diese gewartet oder ggf. ausgetauscht werden. Pflegekräfte sollten in der regelmäßig durchzuführenden Unterweisung im Umgang mit Pflegebetten darauf hingewiesen werden, dass ein Bett auszusondern und als defekt zu kennzeichnen ist, wenn es sich nicht einwandfrei schieben oder bremsen lässt.
Maschinelle Hilfsmittel
Kraftbetriebene Transporthilfen für Betten, sogenannte Bedmover, machen den Bettentransport kräftesparender und deutlich weniger belastend. Die Geräte haben einen Elektroantrieb und werden. mit einer entsprechenden Aufnahmevorrichtung an das zu transportierende Bett angekoppelt. Mittels eines Bedienteiles oder sogar von einer Mitfahrerplattform kann das Bett dann ohne Kraftaufwand gefahren und manövriert werden.
Die Anschaffung eines solchen Transporthilfsmittels sollte sorgfältig geplant und durchgeführt werden. Die am Markt verfügbaren Geräte sind sehr unterschiedlich gestaltet und sollten nach Bedarf ausgewählt werden, z.B. eher wendig für enge Bereiche oder mit höheren Geschwindigkeiten für Langstreckenfahrten. Damit das beschaffte Hilfemittel praxistauglich ist und Akzeptanz findet, sollten die vorgesehenen Nutzerinnen und Nutzer unbedingt in die Beschaffung mit einbezogen und die in Frage kommenden Geräte vor Ort ausreichend getestet werden. Gesonderte Erst- und Folgeunterweisungen sind unabdingbar.
Transporthilfen
Patientinnen und Patienten, die nur eingeschränkt gehfähig, aber nicht bettlägerig sind, werden mit Transportstühlen befördert. Dabei ist das zu bewegende Gesamtgewicht zwar viel geringer, aber die schiebende Person kann die Griffhöhe nicht anpassen. Außerdem ist der Rollwiderstand stark von der Qualität und dem Zustand des Transportstuhles abhängig. Transportstühle müssen leichtgängig sein (gut gelagerte, nicht zu kleine Rollen) und dem Gewicht der Patientin bzw. des Patienten entsprechen. Auch für schwerere Patientinnen und Patienten müssen ausreichend bemessene Transportstühle zur Verfügung stehen. Weil allgemein mit höheren Patientengewichten gerechnet wird, sollten neu zu beschaffende Transportstühle mit nicht zu geringer Gewichtszulassung gewählt werden, schon weil das Vorhalten und Zuordnen von Stühlen unterschiedlicher Gewichtszulassungen im Stationsalltag umständlich ist.
Unterweisung
Erfahrungsgemäß sind unterschiedliche Beschäftigtengruppen mit dem Bettentransport beschäftigt:
- In der Regel stehen mindestens während definierter Kernzeiten speziell beauftragte Abteilungen wie Patientenbegleitdienst, Transportdienst o. Ä. für den Bettentransport zur Verfügung.
- Pflegekräfte sind für den Bettentransport mit speziellen Anforderungen (z. B. bei sedierten Patientinnen und Patienten vor/nach OP) und außerhalb der Dienstzeiten von Patientenbegleitdiensten zuständig. Häufig werden auch Auszubildende für den Bettentransport herangezogen.
- Beschäftigte der Serviceabteilungen transportieren leere Betten im Rahmen der Bettenaufbereitung und –verteilung.
Für alle Beschäftigtengruppen ist der Umgang mit Betten und damit auch der ergonomische Bettentransport gemäß Lastenhandhabungsverordnung in Erst- und Folgeunterweisungen zu vermitteln.
Transportorganisation
Die organisatorischen Prozesse rund um den Betten- bzw. Patiententransport allgemein tragen nicht unerheblich zum Funktionieren eines Krankenhauses bei. Kommt es dabei zu Problemen, wirkt sich das häufig stark störend auf die Arbeitsabläufe der betroffenen Abteilungen aus: Patientinnen und Patienten können nicht pünktlich transportiert werden oder müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen, Funktionsabteilungen haben Leerläufe, wenn Patientinnen und Patienten nicht rechtzeitig zur Untersuchung kommen, und nicht zuletzt fehlt erhebliche Pflegekapazität auf Stationen, wenn viele Transporte durch Pflegepersonal abgedeckt werden müssen. Diese und ähnliche Probleme können erheblich zum Stresspotenzial und zu psychischen Belastungen für das Krankenhauspersonal beitragen. Die Optimierung von Patiententransporten ist daher nicht nur wichtig für den reibungslosen Ablauf, sondern auch für gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Dazu ist ein gut funktionierendes computergestütztes Transportmanagement wichtig, über das anstehende Patiententransporte angefordert und abgewickelt werden, aber auch genaue Arbeitsanweisungen und Abstimmungen zwischen den Abteilungen zu Fragen des Patiententransportes.
Gefährdungsbeurteilung
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben diese Tätigkeit in der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen und adäquate Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verminderung von physischen Belastungen wirksam umzusetzen.
Über ihre Internetseite stellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ein Modellsystem für die Beurteilung von Belastungen beim Schieben und Ziehen von Lasten bereit. Diese „Leitmerkmalmethode “ erlaubt es anschaulich, alle Bedingungen eines Transportprozesses, also Gewicht des Bettes, Körperhaltung der schiebenden Person, Häufigkeit, Bodenbeschaffenheit und vieles andere, einzugeben und zu erkennen, wie sie sich auf die körperlichen Belastungen der schiebenden Person auswirken. Damit können einerseits kritische Arbeitssituationen identifiziert und Belastungen objektiviert werden. Andererseits trägt das Modellsystem auch dazu bei, dass Beschäftigte besser nachvollziehen können, wie ihre Arbeitsweise die entstehenden Belastungen beeinflusst. Daher eignet es sich auch zur Unterweisung.
Die LMM zeigt, dass eine weibliche Person 1,5 Stunden pro Schicht ein schweres Bett schieben kann, ohne den grünen Bereich der körperlichen Belastung zu verlassen – immer unter der Voraussetzung, dass das Bett wie oben beschrieben bedient wird. Für einen Mann sind es mehr als drei Stunden. Normalerweise unterschreiten Pflege- und Funktionskräfte diese Zeitspannen deutlich. Für den Patientenbegleitdienst ist die Tätigkeit naturgemäß belastender, aber auch hier dürfte der rote Bereich kritischer Belastungen beim manuellen Bettentransport nicht erreicht werden, weil während einer Schicht nicht durchgängig geschoben wird, sondern dazwischen immer Laufstrecken oder Stuhltransporte auftreten.
Krankenhausbetten auf dem Prüfstand
Vier von fünf Pflegekräften empfinden ihre Arbeit als körperlich belastend. Daher ist es wichtig, dass Medizinprodukte die Arbeit in Gesundheitseinrichtungen möglichst gut unterstützen und die Beschäftigten nicht zusätzlich behindern. ...
